Von einem Kirchenbau aus dem 13. Jahrhundert haben sich die längsrechteckigen
Mittelschiffspfeiler mit den
unteren Partien der Mittelschiffsdienste
sowie Bereiche der aufragenden Mittelschiffsmauern erhalten. Diese romanischen
Bauteile entsprechen einer damals im Burzenland gebräuchlichen Architektursprache.
Sie ist heute noch bei den Kirchen in Rosenau / Risnov und Honigberg /
Harman zu beobachten. Der romanische Kirchenbau von Weidenbach bestand
aus einer dreischiffigen Pfeilerbasilika.
Das dreijochige Langhaus
war gewölbt und die Seitenschiffe ungewölbt und hatten Flachdecken
oder eine offenen Dachstuhl. Vermutlich stand damals bereits ein Westturm
am Mittelschiff.
Von einer späteren, gotischen Bauphase stammen der untere Bereich
des Westturms (in Teilen möclicherweise älter), die Seitenschiffe
und der Chor samt den Flankenbauten.
Damals werden die Langhausarkaden
zu Spitzbögen umgeformt. Das Breitenverhältnis von Seitenschiff
und Mittelschiff beträgt 1:2, wie es für romanische Basiliken
üblich ist. Dies läßt vermuten, daß die gotischen
Seitenschiffswände im Norden und Süden im Bereich ihrer Vorgänger
verlaufen. Für eine Bauzeit in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts
spricht die gestufte, polygonale Chorlösung, die wohl durch die Michaelskirche
in Klausenburg / Cluj-Napoca angeregt ist sowie das verwendete gotische
Formenvokabular. Charakteristisch sind beispielsweise die übereckgestellten
Strebepfeiler
am Hauptchor, die sich auch bei den damals in Bau befindlichen Pfarrkirchen
von Mühlbach / Sebes und Kronstadt / Brasov finden, oder das Südportal
am Chorflankenraum, das stilistisch zwischen den Westportalen der Pfarrkirchen
von Heldsdorf / Halchiu und Thorenburg / Turda einzuordnen ist.
Im 15. Jahrhundert entsteht die die Kirche noch heute umgebende Wehrmauer
mit ihren sieben Türmen. Bering
und Türme sind heute noch großteils erhalten. Die Toranlage,
die ähnlich der von Tartlau / Prejmer oder Honigberg / Harman war,
hat man im 19. Jahrhundert durch das Rathaus (1876 / 1880) ersetzt.1940
werden dann die Voratshäuser, die innen an die Befestigungsmauern
anschlossen, überwiegend abgebrochen.1456 kommt es zu einer erfolglosen
Belagerung der Kirchenburg durch Vlad Tepes. Möglicherweise bedingt
durch eine damals entstandene Beschädigung der Kirche geschehen umfangreichen
Baumaßnahmen. Die Seitenschiffe werden nach Westen verlängert
und erhalten Netzgewölbe. Der Westturm wird verstärkt und
aufgestockt. Man baut das heutige Westportal, das einen Typus vertritt,
wie er beispielsweise beim südlichen Chorportal der Pfarrkirche von
Mühlbach / Sebes vorkommt. Der Hauptchor erhält das heutige Rippengewölbe
und in der Südwand den steinernen Levitenstuhl.
Letzterer besitzt große Ähnlichkeit mit dem Dreisitz der Pfarrkirche
von Weingartskirchen / Vingard zeigt. Die beim Ausbau verwendeten Formen
sprechen für eine Baumaßnahme im 2. Viertel des 15. Jahrhunderts.
Die heutigen Rippengewölbe in den Seitenschiffen entstammen einer
erneuten Einwölbung. Die gotischen Gewölbeformen legen eine Entstehung
noch im 15. Jahrhundert nahe, doch ist auch eine Ausführung erst im
16. Jahrhundert möglich.
1658 muß die Kirchenburg kriegerischen Tartaren übergeben werden,
die die Anlage stark verwüsten und beschädigen. Zwischen 1660
und 1679 erfolgt die Instandsetzung der Anlage. Hierbei soll das Langhaus
'wiederaufgebaut' worden sein und eine hölzerne Flachdecke erhalten
haben. Von der Baumaßnahme stammen heute die westlichen Trennwände
in den Seitenschiffen und die stuckierten Gratgewölbe
in
den Chorflankenräumen.
1775 wird die Westempore erbaut. Das Mittelschiff bekommt ein Kreuzgewölbe
und vermutlich erst damals runde Obergadenfenster.
Am 19. Juli 1976 wird das Mittelschiff durch einen Brand stark beschädigt
und wird im September / Oktober des gleichen Jahres erneuert.
Literaturverweise
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Sibiu 1980. (Nr. 4)
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(Hrsg.): Weidenbach. Eine Siebenbürgisch-Sächsische Gemeinde
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Myss, Walter: Kunst in Siebenbürgen. Thaur / Innsbruck 1991. (vor
allem S. 220f)
Vatasianu, Virgianu: Istoria Artei Feudale in Tarile Romane I. Bukarest
1959. (vor allem S. 237f)